Im Zentrum dieses Projekts steht die sogenannte «Rumford Fliese», das erste Produkt, das gezielt für raumakustische Zwecke entwickelt wurde. Diese besondere Art von Keramik wurde im frühen 20. Jahrhundert erfunden, um in Auditorien das Echo zu brechen und die Raumakustik für das gesprochene Wort zu optimieren.
ZUM PROJEKT: Im Zentrum dieses Projekts steht die sogenannte «Rumford Fliese», das erste Produkt, das gezielt für raumakustische Zwecke entwickelt wurde. Diese besondere Art von Keramik wurde im frühen 20. Jahrhundert erfunden, um in Auditorien das Echo zu brechen und die Raumakustik für das gesprochene Wort zu optimieren. Der Kern der Erfindung war eine einfache und zugleich schöne Idee: Man durchmischte Keramik-Ton mit kleinteiligem, organischem Material. Später, in der Hitze des Brennofens evaporierte dieses und hinterliess ein unregelmässiges Netz von Lufteinschlüssen im Ton. Daraus resultierten Keramikplatten, die porös und somit schallabsorbierend waren. Dank dieser Eigenschaft wurde die Rumford Fliese gerne in grossen Innenräumen wie z.B. in Kirchen eingesetzt, dies jedoch nur für ein paar Jahrzehnte. Danach nahm die Nachfrage ab, die Herstellung wurde eingestellt und das Produkt geriet in Vergessenheit. Heute, gut hundert Jahre später, arbeite ich daran, dieses bemerkenswerte Material wieder zu entdecken, weil ich glaube, dass dieses Anti-Echo-Objekt gerade heute wieder von Bedeutung sein kann – sowohl akustisch als auch metaphorisch.
ZUM LEARN: Hauptziel der ersten LEARN-Phase war es, die bestmögliche Materialzusammensetzung und ein entsprechendes Produktionsverfahren zu finden. Dazu arbeitete ich während gut zwei Wochen in der Werkstatt Lohner Ziegelei AG, wo ich in handgefertigten Test-Mischungen verschiedene Tonarten systematisch und mit organischen Materialien durchsetzte. Die daraus resultierten Prototypen, wurden dann auf Stabilität und Schallabsorption getestet. Dabei wurde klar: – Bei der Wahl der Tonart spielt der Anteil von Schamott-Sand im Ton eine entscheidende Rolle. Nur Tonmischungen mit einem geringen Schamott-Anteil bleiben trotz dem Zusatz von organischen Materialien stabil. – Die organischen Zusatzmaterialien müssen verschiedene Kriterien erfüllen: Erstens sollen sie ihre Form beim Kontakt mit Wasser möglichst nicht verändern, weil ein aufquellen zu Spannungen und Rissen in den Tonplatten führt. Zweitens müssen sie bei den 1000°C im Brennofen möglichst rückstandslos verbrennen, weil ihre Asche sonst die Poren der Tonplatten verstopft und somit ihr Schallabsorptionspotential verringert. Drittens müssen sie aus ökologischen und ökonomischen Gründen einfach und in grossen Mengen zugänglich sein. Ideal sind Abfallprodukte aus der lokalen Land- oder Forstwirtschaft. – Beim Mischverhältnis von Ton zu organischen Zusatzmaterialien muss man richtig abwägen. Ist der Anteil an Zusatzmaterialien zu gering, gibt es zu wenig Lufteinschlüsse und die Platte ist nicht schallabsorbierend. Ist der Anteil an Zusatzmaterialien jedoch zu hoch, wird die Platte spröde und zerbricht. Hier muss das richtige Gleichgewicht gefunden werden. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren konnte ich schlussendlich die bestmögliche Materialzusammensetzung ermitteln und einen klaren Produktionsablauf definieren. So konnte ich meine erste LEARN-Phase abschliessen, in dem ich die eigenhändigen Einzelanfertigungen zurück liess und die Lohner Ziegelei AG mit der Produktion einer ersten Serie des New New Materials beauftragte.
In der nächsten Phase meines LEARNs möchte ich nun mit dieser Fliesen-Serie arbeiten und sie in verschiedenen Räumen dem Echo aussetzen.
Jan Hofer
Jan (*1988 in Zürich) works in sculpture, performance and video, often entering into collaborations with people outside the art world.